Prescott gilt als der wichtigste amerikanische Bassbauer. Er wurde 1789 in Deerield, New Hampshire, geboren. Neben seiner Tätigkeit als Instrumentenbauer arbeitete er zunächst auch als Lehrer, Landwirt und Gemischtwarenhändler. Manche Zettel in seinen frühen Bässen weisen mit einem Zusatz auf diesen kurios anmutenden Nebenerwerbszweig hin: „Ebensfalls erhältlich: Seide, Baumwolle und geölte Stoffe; Regenschirme, auch Reparatur“. 1825 zog er sich aus dem Lehrerberuf zurück, um sich voll auf den Bau von Streichinstrumenten (vor allem Bässe und Celli) zu konzenrieren. Schnell expandierte sein Betrieb. Um 1845 hatte er zahlreiche Mitarbeiter, war an Sägemühlen beteiligt und belieferte auch andere Betriebe mit vorgefertigten Teilen. Seine Söhne stiegen in das Geschäft mit ein, das sich aber immer stärker auf Orgeln und andere Tasteninstrumente verlagerte. Nachdem seine Werkstätten Mtte des 19. Jahrhunderts zweimal vollständig ausbrannten, überließ er das Geschäft seinen Söhnen und arbeitete bis zu seinem Tod 1858 als Versicherungsagent für Feuerversicherungen. 1917 wurde die Herstellung von Bässen eingestellt.
LaFaros Prescott von ca. 1825 hat 3/4-Größe (105 cm Mensur), und ist von bernsteinbrauner Farbe. Er hat eine dreiteilige Tannenholz-Decke und einen zweiteiligen, flachen Boden aus leicht geflammtem Ahorn mit einer Ebenholz-Einlage in der Mittelfuge. Die Zargen sind ebenfalls aus leicht geflammten Ahorn. Auffallend und typisch für Prescott ist die Silhouette: die Zargen des Mittelbugs haben eine S-förmige Kurve – auch Busseto-Form genannt. Wie bei anderen Prescotts auch hat die Busseto-„Beule“ auch hier eine eher flache Ausprägung und geht mit Gamba-Ecken in den Oberbug über.
LaFaro spielte zunächst einen Mittenwälder Bass, der ihm allerdings im Jahre 1958 aus seinem geparkten Auto gestohlen wurde. Es war der Bassist Red Mitchell, der daraufhin den Prescott ausfindig machte und seinem Freund und Kollegen LaFaro vermittelte. Der Bass war zwar spielbar, aber dennoch in stark reparaturbedürftigem Zustand. Bassbauer Barrie Kolstein erinnert sich, wie LaFaro zusammen mit Bassist George Duvivier in die New Yorker Werkstatt seines Vaters Sam Kolstein kam, um den Reparaturaufwand des Prescott einschätzen zu lassen. Vom Nebenraum aus hörte Sam Kolstein LaFaro spielen, und war sofort beeindruckt von dem jungen Talent. „So etwas wie das, was da aus dem Instrumentenlager nebenan zu hören war, hatte ich noch nie gehört. Ich war sprachlos.“, erinnerte sich Sam Kolstein später. Er bot LaFaro an, die Kosten für eine Restauration des Basses unbefristet zu stunden. Wann immer LaFaro dazu finanziell in der Lage sei, könne er einen Teil abbezahlen. Nach erfolgter Restauration richtete Kolstein den Prescott für LaFaros Spielweise optimal ein: die damals noch üblichen Darmsaiten (LaFaro spielte Red-O-Ray G und D, und Kaplan A und E) hatten eine ungewöhnlich flache Saitenlage, um LaFaros rasante Arpeggien zu ermöglichen.
Am 6. Juli 1961, ein paar Tage nach den legendären „Village Vanguard“-Aufnahmen mit dem Bill Evans Trio, verunglückte LaFaro im Alter von erst 25 Jahren bei einem Autounfall tödlich. Auch der Prescott befand sich in dem Wagen, mit dem LaFaro gegen einen Baum fuhr, und wurde dabei sehr stark beschädigt. Sam Kolstein erwarb die Überreste des Prescott, konnte aber erst in den 1980er Jahren von seinem Sohn Barrie zu einer erneuten Restauration des Instruments überredet werden. Anlässlich der International Society of Bassists Convention 1988, die in Los Angeles stattfand und dem Gedenken an Scott LaFaro gewidmet war, präsentierten Sam und Barrie Kolstein den wieder spielbaren Prescott erstmals der Kontrabass-Welt. Er befindet sich bis heute im Besitz Barrie Kolsteins und ist unverkäuflich.
Bilder des Prescott sind auf der Website Kolsteins zu finden: www.kolstein.com