Vor einiger Zeit nahm ich mal einen Gig in einer Hotelbar an – zu einer Gage, die man sich aufgrund ihrer Geringfügigkeit irgendwie als „bezahlte Probe“ schönredet.
Ein paar Tage vor dem Gig meldete sich eine Mitarbeiterin aus der Marketingabteilung der Hotelkette per E-mail bei mir:
„Hallo Herr Lohse, am XX.XX. wird ein Image Film vom Hotel gedreht, hierzu bräuchten wir Statisten. Wäre es möglich, dass Sie beide bereits gegen 19:45 / 20 Uhr [statt 21 Uhr] da sein könnten? Dann würden wir, wenn es Ihnen Recht ist noch eine kurze Aufnahme, vor Ihrer eigentlichen Spielzeit machen. Sie brauchen hierfür keine extra Programm einzustudieren, es geht lediglich um den Show Effekt. Die Aufnahme sollte in 30–45 Min abgeschlossen sein“.
Ich bat um Aufklärung über die gewünschten Nutzung der Aufnahmen, damit ich ein Angebot erstellen könne. Daraufhin ein Rückruf, der im Wesentlichen den schon bekannten Inhalt der E-mail wiederholte. Meine direkte Frage nach der Vergütung sorgte hingegen für Verwirrung: „ … ach so, ich dachte, Sie kommen doch sowieso, und im Rahmen unserer Kooperation [sic!] … ich stelle Sie da mal an meinen Kollegen durch, Moment …“.
Langer Rede kurzer Sinn: ich legte noch ein zweites Mal kurz dar, dass jede Handwerkerrechnung nicht dadurch günstiger wird, dass man den Handwerker dabei filmt, und dass das selbstverständlich bei Musikern erst Recht so sei. Das Gespräch war daraufhin ziemlich schnell zu Ende …
GEIZ IST GEIL !!!naber ich wu00fcrde gerne mal die adresse des hotels hab en, vielleicht, wenn ich schon da bin, kann ich dort ja probeessen oder probeu00fcbernachten, wo ich doch sowieso schon da bin . . .n
Mein Kompliment, dau00df Du standhaft geblieben bist!nEs sind ja meist Angestellte oder sonstige Untergebene, mit denen wir zu tun haben. Man ku00f6nnte denken, dau00df die doch eigentlich wissen mu00fcu00dften, dau00df Dienstleistungen nicht umsonst zu haben sind. Leider genieu00dfen viele solcher Chargen ihre kleinen Machtgefu00fchle; zudem sind sie nicht selten so strunz-ungebildet oder jedenfalls einfu00e4ltig genug, um in musikalischen Dienstleistungen nicht denselben Geldwert zu entdecken, mit dem sie bei anderen Dienstleistungen (mit denen sie sich besser auskennen) zu rechnen haben. Weder allzu neu noch u00fcberraschend ist das immer hu00e4ufigere Vorkommen dieser Art von Hohlblu00f6cken bis hinauf in Firmenleitungen…nAnscheinend haben sie geglaubt, einem Musiker das ersehnte Sprungbrett zum Weltruhm zu verschaffen, wenn sie ihn in ihrem affigen Reklame-Video auf der Firmen-Website auftreten lassen. u201eDafu00fcr kann der Kerl ja wohl mal ein Stu00fcndchen fru00fcher von Hause losfahren?u201c Wohl zu viele Casting-Shows geglotzt.nFu00fcr die Zukunft fu00fcrchte ich, dau00df sich die Ausbeuter-Einstellung unter unseren (potentiellen) Auftraggebern weiter verbreiten wird und sich in Beziehung damit angesichts der ansteigenden u201eNachwuchs-Schwemmeu201c immer weniger (gru00f6u00dftenteils von Live-Musik lebende) Musiker zu Zivilcourage und Solidaritu00e4t entschlieu00dfen werden.nHoffe trotzdem, dau00df diese Hotelfritzen keinen willigen Ersatz gefunden haben.
Ach, Jonas! Ich habe keinerlei Verstu00e4ndnis fu00fcr Dein Lamento! Wir Musiker investieren Unsummen und viele Jahre in die Aus- und Weiterbildung, investieren 10.000ende in Equipment, haben evtl. sogar im Ausland studiert und sind ja immer so zickig!nnWir machen das alles doch nur aus Hobby und Spau00df und reiner Freude! Glu00fccklich uns zu preisen so wir die Ehre haben unserem Hobby gar in einer Hotelbar zu fru00f6hnen. nnUnd dann hast Du die Frechheit die Ehre auszuschlagen fu00fcr einen Imagefilm mal fru00fcher zu kommen! Als Musiker hast Du doch sowieso nix g’scheites anderes zu tun!nnWelcher normal Mensch soll das verstehen?
Was wu00fcrden die sagen, wenn ein Gast sagt: “Ich bleibe einen halben Tag lu00e4nger im Zimmer, weil ich da noch einen kleinen Film drehen mu00f6chte”?n