Gestern holte ein Kunde seinen Bass bei mir aus der Reparatur ab: ein alter Framus Sperrholzbass. Framus bediente mit seinen Bässen eher den Massenmarkt, war aber dennoch ziemlich experimentierfreudig. In den 1950ern brachten sie vollmassive und Sperrholz-Bässe mit Cutaway (wie man sie von Jazzgitarren her kennt) auf den Markt. Dieser Bass hat zwar eine klassische Gambenform, weist aber eine extreme Verjüngung der Zarge auf. So ist die Zarge am Unterklotz annähernd doppelt so tief wie am Oberklotz, wodurch der Basskorpus eine Keilform bekommt. Der Boden ist außerdem aus Mahagoni-Furnieren gesperrt – ein Holz, dass man im Bassbau nicht allzu häufig trifft, aber im Gitarrenbau recht verbreitet ist.
Die Keilform des Korpus’ erinnert mich an die „Jazzica“-Gitarre, die Höfner vor 20 Jahren herstellte. Während man bei einer Gitarre von der Keilform ergonomische Vorteile haben kann, erschließt sich der Sinn beim Kontrabass nicht sofort. Mutmaßlich versprach man sich von dem vergrößerten Korpusvolumen einen volleren Ton im Bassbereich. Tatsächlich hat der Bass auch eine kräftige, volle E-Saite.
Aber die Form hat auf der Hand liegende Nachteile, weshalb sie sich wohl auch nicht durchsetzte. Zum einen passt der Bass in keine gängige 3/4-Tasche. Und zum anderen muss man beim Anpassen des Stimmstocks jedes mal einen neuen schnitzen, wenn man ihn etwas von Steg wegbewegen möchte. Dadurch, dass die Korpustiefe nach unten hin zunimmt, passt der Stimmstock längs zum Korpus an nur eine bestimmte Stelle. Rückt man ihn nach unten, müsste man ihn gleichzeitig zur Zarge hin ziehen, um den Abstand konstant zu halten.
Im Hinblick auf einen volleren Sound finde ich das Konstruktionsprinzip nur logisch, eigentlich fast schon naheliegend und hat sicher auch seine Entsprechung bei Kontrabu00e4ssen in der sogenannten “Birnenform”. Eine Kombination aus Birne und Keil wu00e4re dann vermutlich das Optimum. Bei den vielen Unpu00e4sslichkeiten die Kontrabasspielen allgemein mit sich bringt, halte ich das mit der Tasche und dem Stimmstock fu00fcr wenig problematisch, denn hat man den Stimmstock einmal optimal stehen und eine massgeschneiderte Tasche, sind diese Sachen gelu00f6st und man muss sich “nur” noch um die Finanzierung des ganzen ku00fcmmern und sich mit der Spieltechnik auseinandersetzen.
Sicher, das Taschenproblem ist lu00f6sbar, und wenn der Stimmstock mal steht, interessiert das nur den Bassbauer, wie viel Arbeit ein neuer wu00e4re. In jedem Fall lobens- und erwu00e4hnenswert, das Framus das mal ausprobiert hat.nAber: der Bass ist ja nicht nur unten dicker, sondern auch oben du00fcnner. Wo da der Vorteil sein soll, ist mir nicht klar. Einen ergonomischen Gewinn sehe ich nicht.nUm sich klanglich eine Meinung zu bilden, mu00fcsste man zum Vergleich einen weitgehend baugleichen Bass in traditioneller Form haben. Framus hatte die sicher, und dennoch hat sich die traditionelle Form durchgesetzt. Was auch immer uns das sagen mag.