Wenn ich als Gast zur Jazzkeller-Session gehe, stehe ich immer vor der Frage: eigenen Bass mitnehmen oder das Instrument des Eröffnungs-Trios spielen? Den Bass Zuhause zu lassen ist natürlich eine bequeme Sache. Ich kann mit dem Fahrrad anreisen, und muss im drangvollen Keller keinen Abstellplatz für die Oma finden. Das ganze Geraschel, um dann für zwei-drei Nummern einzusteigen? Mmmh.
Aber die Geschmäcker und Vorlieben gehen auch beim Kontrabass sehr weit auseinander. Manche sind was fremde Bässe angeht hart im nehmen, und kommen irgendwie mit allem zurecht – ich nicht. Ich brauche auch auf dem Bass das “Zuhause”-Gefühl, den gewohnten Klang und die erprobte Bespielbarkeit und Saitenlage. Aber was die geschätzten Kollegen da teilweise mit in den Keller bringen, ist auch mehr als gewöhnungsbedürftig. Vor ein paar Wochen kam ein Kollege mit einem (auch sonst grenzwertigem) Bass, wo die E-Saite tiefer lag als die G-Saite. Irgendjemand hatte mal den Steg falsch herum aufgestellt, und so steht er nun. Dazu passte, dass der Sattel tiefer gekerbt war als das Griffbrett. Wie man auf so einer Baracke freiwillig seiner Arbeit nachgeht, ist mir schleierhaft.
Unlängst war ein anderer Kollege zu Gast, der auf Elektrik komplett verzichtet und stattdessen meterhohe Darmsaiten spielt. Noch nicht einmal ein Mikro gönnte er sich. Kann man machen, macht aber gerade auf einer Session, wo laut geschwatzt wird und die Drummer nicht immer leise spielen können (und die Gitarristen nicht leise spielen wollen) keinen Spaß. Wenn selbst im Flügel ein Mikro zur Verstärkung liegt, wie soll da ein Bass rein akustisch mithalten?
Gestern Abend spielte Maurice Kühn. Sein Bass ist echt toll bespielbar, ganz nach meinem Geschmack, eigentlich. Aber irgendjemand hat ihm die Flause in den Kopf gesetzt, Quintstimmung zu spielen. Aua.
Demnächst spielt Thomas Stabenow. Endlich mal ein Heimspiel für mich: ich habe erst letzte Woche sein Griffbrett abgerichtet 😉
P.S.: am Samstag findet in Frankfurt die Nacht der Museen statt. Der Jazzkeller wird zu diesem Event aus Anlass seines Jubiläums (gegründet 1952) zu einem sehr lebendigen Museum seiner selbst. Eugen Hahn hat ein paar Schautafeln vorbereitet, und wird in Wort und Bild 60 Jahre Jazzkeller Revue passieren lassen. Ab 21 Uhr spielen Bands um Pianist Christoph Neubronner, ab Mitternacht ist Session. Der Hessische Rundfunk wird sogar eine Live-Schalte installieren, wann und wo genau gesendet wird, habe ich aber noch nicht erfahren.