Gestern hatten wir (die Jazz-Initiative Frankfurt) The Impossible Gentlemen zu Gast im Palmengarten. Bereits tagsüber wurde ja in den Wetternachrichten vor Unwettern gewarnt, und so waren wohl so ziemlich alle im Publikum darauf eingestellt, als es nach der dritten Nummer anfing zu Regnen. Bei ein paar Tropfen blieb es aber nicht: der Regen entwickelte sich zu einem langen und ergiebigen Wolkenbruch und Gewitter. Ich hatte mich schon früh ins Zelt mit dem Mischpult verkrochen, andere Gäste ohne Schirm stellten sich zunächst am Bühnenrand unter das Dach der Konzertmuschel unter und vereinnahmten dann schließlich mehr und mehr die Bühne. Die Band war schließlich eng umringt von Publikum – mich erinnerte das Bild irgendwie an eine alte Folge der Muppets-Show, wo ein Stargast während seiner Darbietung von einer zunehmenden Zahl schmachtender Puppen umringt wird … (welche Folge war das nochmal?).
Der Bassist der Band ist Steve Swallow. Swallow stieg 1970 vom Kontrabass auf den E-Bass um – heute ist das bei den meisten Bassisten-Biographien umgekehrt. Und wenn schon Gitarre, dann richtig: er spielt das Ding mit Plektrum. Swallow spielt auf dem E-Bass einen Stil, der ganz eigen ist, aber eben auch ganz nah am Kontrabass. Das gilt für den Sound, der ganz weich und unaufdringlich ist, aber auch für seine Lines. Für die Musik, die er spielt, würde man – wenn nicht ihn – sicherlich einen Kontrabassisten fragen, und nicht einen anderen E-Bassisten.
Swallow ist aber auch ein toller Komponist. Gestern steuerte er eine noch nicht betitelte Ballade bei, die mir von allen Stücken des Abends am besten gefallen hat. Eine ganze Reihe seiner Kompositionen kann man übrigens auf der Website von Carla Bley als PDF herunterladen. Manche dieser Leadsheets kommen dem geübten Auge doch recht bekannt vor – man findet sie nämlich auch im Real Book, dessen Initiator Swallow der Legende nach ist … so passte es auch ganz gut, dass gestern ein junger Musiker sein Real Book mitgebracht hatte und sich vom Meister signieren ließ.