Dem Mond werden seit jeher besondere Kräfte zugesprochen. Und tatsächlich sind seine Gravitationskräfte auch eine der Ursachen für die Gezeiten, also Ebbe und Flut. Auch ein Einfluss auf die Qualität von Holz wird ihm nachgesagt: Holz von Bäumen, die unter Berücksichtigung des forstwirtschaftlichen Mondkalenders gefällt wurden, wird als Mondholz (oder Mondphasenholz) bezeichnet. Dieses Holz soll stabiler, rissfreier und härter sein als konventionell geschlagenes Holz. Das macht es natürlich sehr interessant für den Instrumentenbau. Musikinstrumenten aus Mondholz werden besonders gute Klangeigenschaften zugesprochen. Aber auch beim Haus-, Boots- und Möbelbau gibt es Nachfrage nach Mondholz, denn es soll obendrein auch beständiger gegen Insekten- und Pilzbefall und sogar feuerfester (!) sein.
Entsprechend bieten Holzhändler, aber auch Hersteller von Holzhäusern, Booten, Möbeln und Musikinstrumenten ihre Mondholz-Produkte mit einem saftigen Preisaufschlag an.
Die Regeln zur Mondholz-Gewinnung gehen auf alte Überlieferungen zurück. Heute geschieht die Fällung oft im letzten Viertel des abnehmenden Mondes in der kalten Jahreszeit zwischen Oktober und Januar, aber allgemein gültige Regeln zum Mondholz gibt es nicht. Denn ein Problem ist die unklare Quellenlage. Viele der überlieferten Regeln wurden im Lauf der Jahrhunderte durch vielfaches Abschreiben in ihrem Sinn entstellt. Zudem ist oftmals unklar, inwieweit die Kalenderumstellung durch Papst Gregor XIII im Jahre 1582 berücksichtigt wurde. So lässt sich heute oft nicht sagen, welche Regeln vor oder nach der gregorianischen Kalenderreform entstanden sind, und welche angepasst oder nicht angepasst wurden. Was genau also Mondholz ist, kommt also auch immer auf die jeweilige Auslegung des Holzfällers an.
Aber nicht nur Historiker, auch Naturwissenschaftler beschäftigen sich mit Mondholz. Ist Mondholz wirklich besser, oder ist das bloß Esoterik? Da jeder Baum nur einmal gefällt werden kann, ist ein Nachweis eigentlich schwer zu erbringen. Insgesamt ist die Faktenlage dünn. Erste wissenschaftliche Studien wurden bereits im 18. Jahrhundert durchgeführt: Henri Louis Duhamel du Mondeau widerlegte bereits in einer Studie zwischen 1732 und 1736 die These, im abnehmenden Mond geschlagenes Holz sei haltbarer als das zu anderen Mondphasen geschlagene. Auch Hermann Knöchel kommt in den 1920er Jahren in groß angelegten Versuchen zu dem selben Ergebnis.
Auch in jüngster Zeit beschäftigten sich Wissenschafter mit dem Thema. In den 1990er Jahren weisen Forstwissenschaftler an der TU Dresden in Experimenten nach, dass sich physikalische und biologische Eigenschaften von Mondholz sich nicht signifikant von denen anderer Hölzer unterscheiden.
Anhänger der Mondholz-Theorie zitieren gerne eine Studie für die Schweizerische Hochschule für Forstwirtschaft. Hierin stellte der Forscher Ernst Zürcher fest, dass „dass eine Art Prägung durch den spezifischen Falltermin offensichtlich fortbesteht.“ Allerdings räumt auch er ein, dass diese vom Mond beeinflussten Phänomene viel komplizierter seien, als in den überlieferten Bauernregeln dargestellt.
Eine einfache, aber plausible Erklärung für eine höhere Qualität des als Mondholz angebotenen Holzes könnte aber auch sein, dass sich der besondere Aufwand beim Holzeinschlag eben auch nur für besonders gute Stämme lohnt …