Das Anpassen eines neuen Stimmstocks gehört zu den anspruchsvolleren Aufgaben beim Setup eines Kontrabasses. Die beiden Enden des Stimmstocks müssen an die Wölbung von Boden und Decke exakt angepasst werden; außerdem muss der Stimmstock an der richtigen Stelle stehen und die dort passende Länge haben.
Das Anpassen an die Wölbung erfolgt durch Abnehmen von dünnen Spänen – schnitzt man zu viel weg, stimmt vielleicht die Wölbung, aber nicht mehr die Länge, und man beginnt von vorne, sich langsam heranzutasten. Schon ein Millimeter, um den man einen vermeintlich viel zu langen Stimmstock kürzt, kann sich als zu viel herausstellen.
Zwar kann der Bassbauer mit einem Innentaster den Abstand zwischen Decke und Boden messen, aber mehr als einen groben Anhaltspunkt für die Länge des Stimmstocks liefert ein solches Werkzeug nicht. Obendrein lässt sich die Wölbung nicht messen.
Üblicherweise hat man in der Basswerkstatt etliche Stimmstöcke parat, die anderswo nicht gepasst haben und die man nun testweise einsetzen kann. Etwas länger oder kürzer, Winkel flacher oder steiler – das lässt sich mit ihrer Hilfe ungefähr einschätzen.
Um das Messen zu präzisieren, habe ich mir vor einiger Zeit einen eigenen Innentaster gebaut. Ein Alurohr mit eingesetztem Gewinde, um die Länge zu verstellen; an den Enden habe ich Stahlkugeln festgeklebt. An denen sitzen Ringmagnete, die ungefähr den Durchmesser eines Stimmstocks haben. Beim Einsetzen folgen die Ringmagnete der Wölbung von Decke und Boden, und wenn man den Innentaster vorsichtig herauszieht, kann man Länge und Winkel exakt ablesen. Soweit die Idee … In der Praxis zeigt sich, dass ein solcher Stimmstock mit Kugelkopf-Enden nur ungern stehen bleibt. Mit aufgeklebtem Sandpapier lässt sich mehr Halt geben, aber es bleibt wackelig.
Pal Molnar, ein Musiker und Tüftler aus Rastatt, hat nun die Idee eines vestellbaren Stimmstocks zur Serienreife gebracht, und bietet seit letztem Jahr seinen »Anima Nova« an – ein verstellbarer Stimmstock aus Carbon. Ähnlich wie bei meinem DIY-Kugelkopf-Innentaster sind die Schmalseiten beweglich, und folgen der Innenwölbung des Instruments. In der länge ist er über ein Schraubgewinde vestellbar – mit speziellem Werkzeugen lässt sich auch im eingebauten Zustand. Denn der Anima Nova ist nicht als Messgerät, sondern zum Verbleib im instrument gedacht; er ersetzt die konventionelle Stimme aus Fichtenholz.
Für die Klangeinstellung eines Basses ergeben sich so neue Möglichkeiten: möchte man die Auswirkungen verschiedener Stimmstock-Positionen und -längen vergleichen, entfällt das aufwändige Anpassen mehrerer Stimmstöcke. Auch für Bässe, die jahreszeitlich bedingt verschiedene Stimmen brauchen, ist der Anima Nova-Stimmstock eine interessante Möglichkeit der Anpassung.
Etwas ungewohnt ist das Einsetzen der Carbon-Stimme. Zwar bietet Pal Molnar passendes Spezialwerkzeug zum Setzen und Einstellen der Stimme an. Aber durch die beweglichen Schmalseiten neigt die Stimme dazu, beim Einsetzen oder Einstellen eher umzufallen als eine konventionelle Stimme. Auch wem das Einsetzen einer Holz-Stimme bereits routiniert von der Hand geht, muss die Handgriffe hier neu einüben. Belohnt wird man aber mit einer bisher unbekannten Flexibilität beim Austarieren von Stimmstocklänge und -Position. Aufgrund des stolzen Preises sicher kein Produkt für den Massenmarkt, aber eine interessante Option für spezielle Fälle.
Und was ist von einer Korpusöffnung, vielleicht seitlich an der Zarge, für das bequemere Setzen eines Stimmstockes zu halten?
Gibt es Bassbauer, die sich damit beschäftigen?
ja, das gibt es. Das sind z.T. Bässe mit abnehmbarem Hals (Reisebässe). Ein mögliches Problem bei der Sache ist, dass so eine Klappe ja auch wieder klappern kann. Jeder, der schonmal eine offene Liemfuge oder eien Riss im Instrument hatte, weiß ja, wie laut auch eine kleine offene Stelle klappern kann …
Hier eine Lösung für ein derartiges Loch. Es klappert angeblich nicht:
http://www.anzlf.com/viewtopic.php?t=1784
Die Details der Herstellung einer derartigen Öffnung wären interessant. Womit müsste das Loch gesägt werden, so dass nur eine minimale Schnittbreite entsteht und kein kleines Startloch gebohrt werden muss, um mit der Säge ansetzen zu können?
Da in der Mitte des Kreises ein Loch ist, tippe ich auf einen Kreisschneider (mit Messerklinge, nicht Säge).
Griaß’Di Jonas!
Viele Seiten hab ich in der Zwischenzeit über diesen Carbon Stimmstock gelesen…
Die “Technik” ist mir schon geläufig…
Verschiedenste Seiten sah ich, lud PDF’s herunter – aber eines ist wirklich sehr interessant: “Nirgends konnte ich herausfinden wieviel er kostet…”
Weißt Du es vielleicht – oder ist der Preis ein Geheimnis ???
Mit freundlichen Grüßen
Georg
Der Preis liegt bei rund 600€.
DANKE! für die Information!