Das durch musikalische Arbeit erzieltes Jahreseinkommen eines Jazzmusikers liegt bei durchschnittlich 12.500 Euro. Erkenntnisse wie diese liefert jetzt eine großangelegte Studie, die erstmals empirische Daten zu der aktuellen Lebens- und Arbeitssituation professioneller Jazzmusikerinnen und -musiker verfügbar macht. Als Grundlage diente eine Online-Befragung mit über 2.000 Teilnehmern. Auftraggeber der von dem Kulturwissenschaftler Thomas Renz vom Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim verfassten Studie waren das Darmstädter Jazzinstitut, die Union Deutscher Jazzmusiker und die Interessengemeinschaft Jazz Berlin.
Auch wenig überraschend: Die Jazzmetropolen Köln und Berlin sind die Regionen, wo die meisten der Befragten leben und von denen nach Selbsteinschätzung der Jazzmusikerinnen und -musiker die wichtigsten künstlerischen Impulse ausgehen. Umso problematischer ist der Befund der Studie, dass insbesondere dort professionelle Musiker selten mit mehr als 50 Euro pro Auftritt nach Hause gehen.
Gebhard Ullmann, Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker, sieht einen klaren kulturpolitischen Handlungsbedarf: „Die Studie zeigt deutlich, dass spezifisch auf Jazz ausgerichtete Fördersysteme fehlen. Erst wenn Bund, Länder und Kommunen eine solide Infrastruktur für diese wichtige Kunstform bereitstellen, kann sich auch die Lebenssituation ihrer Künstler nachhaltig verbessern.“
Neben Zahlen zur Einkommenssituation liefert die Studie auch interessante Informationen zu den Auftrittsmöglichkeiten und zur Ausbildung und zum Werdegang der befragten Musiker. Die Zahlen sind gut lesbar aufbereitet und kommentiert, so dass die Studie einen sehr anschaulichen Einblick in die Situation im Berufsfeld “Jazzmusiker” bietet. Für angehende Jazzmusiker ist die Studie somit eigentlich Pflichtlektüre – aber auch für alte Hasen sehr lesenswert.
Studie zum Download: www.jazzstudie2016.de
In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Aussagen zu den Ursachen interessant: So werden Jazzmusiker/-innen in Deutschland durchaus in jungen Jahren noch gefördert – bis das Studium vorbei ist! Ab diesem Zeitpunkt fehlt es offensichtlich an gesellschaftlicher Wahrnehmung, geschweige denn Unterstützung.
Ein Ausweg aus dem Dilemma könnte in der Verstärkung der Lobbyarbeit in Deutschland liegen.