Als Mitinhaber eines Kontrabass-Ladens verschicke (und bekomme) ich ja vergleichsweise viele Pakete. Früher gab es nur die Deutsche Bundespost, heute hat man die Wahl zwischen vielen Zustelldiensten. Allen gemeinsam ist, dass sie ihre Mitarbeiter nicht wirklich großzügig entlohnen. Sofern sie denn eigene Mitarbeiter haben – manche arbeiten lieber mit (schein-)selbstständigen Subunternehmern. Eigentlich kein Wunder – der Markt ist hart umkämpft, der Preisdruck hoch, denn die Kunden (also wir alle) möchten für eine Paketzustellung ja auch keine 20 € bezahlen.
Besonders in Großstädten gehen die Paketzusteller dazu über, gar keinen Zustellversuche mehr zu unternehmen, sondern das Paket lieber gleich im Paketshop oder der Filiale abzugeben. Meistens wird dann auch keine Benachrichtigung hinterlassen – die einzige Chance ist dann das Online-Tracking. Aber auch mit Tracking ist man vor Verlust einer Sendung nicht gefeit: wir haben kürzlich ein Einschreiben nach Berlin verschickt. Das wurde in einer Postfiliale hinterlegt, aber leider war nicht herauszufinden, in welcher. Deswegen ging es unabgeholt zurück nach Frankfurt. Dort wurde es in einer Postfiliale hinterlegt, die es gar nicht mehr gibt (sie wurde aus Kostengründen geschlossen). Abholen war also auch hier nicht möglich – die Sendung blieb erstmal verschollen. Ein anderes Einschreiben, dass uns zur selben Zeit aus Dänemark erreichen sollte, ging ohne Zustellversuch gleich am ersten Tag in Deutschland wieder „unzustellbar“ zurück an den Absender. Der Sinn und Zweck eines Einschreibens stellt man sich als Kunde ja etwas anders vor … aber vielleicht ist das Produkt „Einschreiben“ einfach nur ein Relikt aus einer anderen Zeitepoche.
Anders als bei Einschreiben gibt es bei Paketen ein ausführliches, tagesaktuelles Online-Tracking (Nachverfolgung), was uns Kunden durchaus interessante Einblicke in das Chaos gibt, das sich hinter den Kulissen des ehemaligen Staatsunternehmens DHL abspielen muss. Vor ein paar Wochen brachten wir ein Paket nach Österreich auf den Weg. Drei Tage später war es im Zielland, wurde aber nicht zugestellt, sondern trat sogleich wieder die Heimreise an: „Annahme verweigert” steht unzutreffend im Tracking-Protokoll (auch der Zeitstempel „Samstag 17:39 Uhr“ ist nicht sehr glaubwürdig). Die österreichische Post hat also offenbar ähnliche strukturelle Probleme wie die deutsche. Als der Empfänger sich bei uns nach dem Paket erkundigt, hatte es laut Tracking schon wieder eine Odyssee durch Deutschland hinter sich:
„Es erfolgt ein 2. Zustellversuch“ (ohne dass es einen ersten gab)
„Die Sendung wurde in das Zustellfahrzeug geladen“
„Die Sendung wurde im Paketzentrum bearbeitet.“
„Der Empfänger hat die Annahme der Sendung verweigert.“ (nein, hat er nicht!)
„Der Empfänger ist unbekannt.“ (nein, ist er nicht!) usw …
Interessant: auf seinem Weg ins postalische Nirwana bereiste das Paket nach seiner Rückkehr aus Österreich Regensburg, Obertshausen, Speyer, dann erneut Obertshausen, und schließlich Rodgau. Als es sich von dort nicht mehr fortbewegte, stellte ich nach sechs Wochen schließlich einen Nachforschungsantrag – immerhin ist es gegen Verlust versichert und der Wert ist mit 500€ auch keine Lappalie.
Die Antwort von DHL: um das Paket wieder zu bekommen, müssen wir nun knapp 50 € „Lagergebühr“ zahlen … ich nenne es „Lösegeld“.
Update (31.10.): Das Paket ist wieder da! Man kann nicht behaupten, DHL hätte nichts getan für’s Geld … leider nur nicht das richtige.