In Sachen Jazzförderung gibt es ja selten gute Nachrichten. Heute schon: “Bundestag debattiert über Jazz”, überschreibt Hans-Jürgen Linke seinen Kommentar in der heutigen Ausgabe meines Lokalblättchens, der Frankfurter Rundschau (Link zum Artikel: www.fr-online.de).
Der Kulturausschuss des Bundestags hat ein Papier vorgelegt, das Jazz als dritte Musikgattung neben E- und Popmusik definiert. Damit soll der Musikförderung eine im Sinne des Jazz verbesserte Systematik gegeben werden. Linke schreibt: “Bis dato wurden der Jazz und seine verschiedenen Spiel- und Erscheinungsformen als zu beiden Seiten, also zum E und zum U in der Musik, nicht gehörige Musikform geführt. So dass er in Punkto Förderung immer durch alle Raster fiel und hin und her geschoben wurde. (..) Dass bundesweit gut 80 Prozent der öffentlichen Musikförderung der so genannten E-Musik zugute kommen, hat tiefe Gräben und beträchtlichen Futterneid entstehen lassen und niemandem genützt”. Das soll nun nach Willen des Kulturausschusses anders werden. Ich muss zugeben, dass ich nicht zu hoffen gewagt hätte, dass sich der Bundestag mit dieser Problematik überhaupt befasst! Hans-Jürgen Linke schließt mit einem optimistischen Blick in die Zukunft: “Was für Erfolge eine grundlegende Verbesserung der Förderungsstrukturen haben kann, zeigt das Beispiel Norwegen: Es gibt derzeit wohl kein internationales Festival, auf dem nicht Musiker dieses kleinen Landes eine tragende Rolle spielen. Ein neues System also, eine bessere Koordination der Fördermaßnahmen und ein grundsätzliches Umdenken – das sollte sich doch schnell umsetzen lassen?”. Hoffentlich!
Nachtrag: Mittelerweile tut sich in der Jazzszene etwas; in Hamburg gibt es den Versuch, eine Lobby für den Jazz zu organisieren. Wer sich engangieren will, findet unter www.stellwerk-hamburg.de mehr Informationen dazu.
Ich ziehe nach fast fünf Jahren wieder von Brüssel nach Köln.
Dabei habe ich verstärkt mitbekommen, wie das in anderen Ländern läuft.
Und das ist einfach ein Armutszeugnis für Deutschland.
Im Prinzip ist ohne Sponsor kaum etwas zu machen; die Verwirklichung eines Projektes (vielleicht mit Musikern aus dem Ausland), einer nachhaltigen Idee, dabei noch irgenwie finanziell über die Runden zu kommen..
Leider färbt die dt. Kulturpolitik meiner Meinung auch auf das Publikum ab welches sich ja auch mitentwickeln muss.
Hier in Brüssel zu Beispiel kommen viele junge Leute in die Konzerte.
Die haben mit Jazz vielleicht gar nicht mal viel zu tun, aber die Hemmschwelle ist gering, sie kommen ohne Scheuklappen und bezahlen eben auch faire Eintrittspreise, weil die Förderung den Musikern eine ordentliche Gage zahlt.
Ich denke auch, das man als Jazzmusiker in Duetschland oft überfordert ist. Du willst dich weiterentwickeln, komponieren, arrangieren, eine Band organisieren, musst dich mit Computer, techn. Dingen beschäftigen, musst im Prinzip dauernd am Telefon hängen, musst eigentlich Geld verdienen um die nächste Aufnahme zu bezahlen, solltest dich dann noch um den Dschungel der Förderung, Sponsormöglichkeiten, Aquise kümmern, hast dann aber vielleicht noch eine Familie oder andere Verpflichtungen…
Ich bewunder diejenigen, die das tatsächlich nachhaltig schaffen.
Und aufhören könne wir ja doch nicht!