Ein Begriff, der momentan in aller Munde ist, ist das Homeoffice. Ein Anglizismus, klarer Fall. Aber native speakers kennen den Begriff gar nicht, oder nicht so, wie wir ihn hierzulande einsetzen, denn er bezeichnet das britische Innenministerium. Wer in Großbritannien Telearbeit nachgeht, arbeitet „from home“, „remotely“, oder praktiziert „remote working“. Das Wort Homeoffice gehört also in die selbe Wortgruppe deutscher Sprachspezialitäten wie Handy, Oldtimer, Talkmaster oder Beamer. Auch wir Musiker verwenden gerne und viele Anglizismen. Manchen Jazzmusikern sind viele Fachbegriffe im Englischen fließend geläufig, die ihnen im Deutschen hingegen fremd sind. Und manche Begriffe haben gar keine deutsche Entsprechung: es swingt und es groovt nunmal besser, nicht alles zu übersetzen.
Ein häufiger Fehler nicht nur in der Umgangssprache, sondern auch in der Fachliteratur ist die Verwechslung der Begriffe Note und Ton – was sicherlich damit zusammenhängt, dass nicht alle Sprachen diese Unterscheidung machen. Während im Deutschen zwischen dem Ton und dem für einen Ton stehendes grafischen Zeichen – der Note – unterschieden wird, bezeichnet man im Englischen mit note sowohl den Ton, als auch das grafische Zeichen, während tone mit Klang oder Tonsignal übersetzt wird.
„It’s not the note you play that’s the wrong note – it’s the note you play afterwards that makes it right or wrong.“
Auch DeepL, die wohl momentan leistungsfähige Übersetzungssoftware, scheitert an diesem Zitat von Miles Davis: „Es ist nicht die Note, die man spielt, die die falsche Note ist – es ist die Note, die man danach spielt, die es richtig oder falsch macht.“
Für die Improvisation von Jazz-Soli, über die Miles Davis hier spricht, ist es ja gerade kennzeichnend, dass keine Noten reproduziert werden. Aber woher sollte der Übersetzungs-Algorithmus auch wissen, dass der Zitatgeber Jazzmusiker war?
Auch Musikinstrumente haben ihre sprachlichen Tücken. Oft liest man in Produktbeschreibungen von Instrumenten von Rosenholz-Griffbrettern. Gemeint ist aber in der Regel Palisander-Holz, das im Englischen den Namen Rosewood trägt – eine wörtliche Übersetzung dieses Namens bezeichnet also eine ganz andere Spezies. (Rosenholz wiederum wird als Brazilian Tulipwood bezeichnet, was zu Verwechslungen mit dem nordamerikanischen Tulpenholz führen kann.)
Oft ist auch von der Brücke zu lesen – das Teil, das bei Gitarre, Geige und Kontrabass die Saiten mit der Decke verbindet, nennt sich zwar im Englischen Bridge, im Deutschen aber Steg. Selbst Begriffe, die sich wörtlich korrekt übersetzen lassen, bergen Tücken: der Saddle heißt auch im Deutschen Sattel. Aber nur der Untersattel, der auf dem Unterklotz sitzt. Der Obersattel (am unteren Ende des Wirbelkastens) hingegen heißt Nut.
Eine weitere häufige Verwechslung in der Umgangssprache von Musikern hat mit Fremdsprachen allerdings nichts zu tun. Wer für einen Auftritt ein Instrument oder eine PA-Anlage, oder für eine geplante Flugreise ein Kontrabass-Flightcase überlassen bekommt, zahlt dafür niemals Leihgebühr, sondern immer Miete. Da eine Leihgabe als unentgeltliche Überlassung einer Sache definiert ist (Bürgerliches Gesetzbuch/BGB § 598), handelt es sich bei dem Begriff Leihgebühr um ein Oxymoron – also um eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird.
Potz Blitz! Ein ganzes Leben lang habe ich “mieten” und “leihen” synonym verwendet. Übrigens nicht der einzige Lernschritt, den dieser Blog bei mir auslöst.
Und jetzt bin ich so eingeschüchtert, dass ich mich frage, ob ich oben korrekte Anführungszeichen verwendet habe 😉
Schwer zu sagen. Ich vermute, du hast keine Anführungszeichen, sondern das Zeichen für die Maßeinheit Zoll eingegeben. WordPress macht daraus netterweise in der Darstellung automatisch die englischen Anführungszeichen (“oben 66-99”). In Deutschland ist hingegen „unten-99 / oben-66“ üblich. Bei euch in der Schweiz sind die »Guillemets« (Chevrons) auch sehr gebräuchlich.