Zu den Musikern, die in den an Auftritten armen Pandemiezeiten stark an Bekanntheitheit und Popularität gewonnen haben, gehören zweifelsohne der Pianist Emmet Cohen und sein Trio mit Drummer Kyle Poole und Bassist Russell Hall. Jeden Montag senden sie live auf Youtube aus Emmets Appartment in Harlem, und als regelmäßiger Zuschauer fühlt man sich in seinem Wohnzimmer irgendwann schon fast so zu Hause wie in seinem eigenen. Dem Trio gelingt es, Musik auf Konzertniveau darzubieten und es dabei wie eine gesellige Party wirken zu lassen, der man als Zaungast beiwohnen darf. Genau wie der Zuschauer zu Hause tragen die die Musiker in Emmet’s Place nur Socken (oder sind barfuß). Der Versuch, Emmets Wohnzimmer nach etwas anderem aussehen zu lassen als es ist, wird konsequenterweise unterlassen – und knüpft damit an die Tradition der Harlem Rent Parties in den Jahren der Weltwirtschaftkrise an, also jenen Wohnungs-Jazzkonzerten, mit deren Veranstaltung sich klamme Mieter einen Zuschuss für die nächste Mietzahlung erwirtschafteten.
Wer sich mehr als ein-zwei Mal hineingeklickt hat, fühlt sich als Zuschauer schnell als Teil dieser „Serienfamilie“, denn im Grunde ist es Emmet gelungen, die Funktionsweise erfolgreicher Fernsehserien bzw. Sitcoms aufzugreifen auf die Musik zu übertragen: Wie in jeder guten Sitcom steht im Mittelpunkt der Guckkastenbühne ein Sofa. Auch gibt es in Emmets kleiner Wohnung stets auch eine Handvoll Techniker und Zuhörer – sie sind nie zu sehen, aber durchaus zu hören, so das auf eingespielte Lachkonserven verzichtet werden kann. Es gibt einen festen Stamm wiederkehrender Protagonisten (das Emmet Cohen Trio), und dazu wechselnde Stargäste. Die Grundidee der „Handlung“ ist also immer die selbe, aber durch die Gäste passiert dennoch immer etwas Neues und Spannendes, und am Ende geht alles gut aus. So freut man sich stets schon auf die Fortsetzung in der kommenden Woche.
In einer der jüngsten Folgen trat das Trio nicht mit Musik auf, sondern stellte sich Zuschauerfragen. Dabei ging es auch um die Rolle des Basses, genauer gesagt um die Rolle des Basssolos, zu dem das Trio eine dezidierte Meinung vertritt:
This is not really serving the music in this setting (…). You don’t hear many of the masterful bass players in the world say that, but Russell is different and very unique, because he thinks about how it’s going to sound as as a whole, and so a lot of times when we play we’ll trend not to have a bass solo until it’s time for a big bass feature or an open bass intro, because every time it gets to the bass solo the energy drops, because that’s just the nature of the instrument.
Eine weitere aus Bassisten-Sicht interessante Episode ist Folge 63: Bride is in da House! Emmet Cohen ist Pianist des Tip City Trios, einer von McBride geleiteten Band. In dieser Folge hat er seinen Bandleader und Mentor zu sich nach Hause eingeladen. Und natürlich gibt es hier auch jede Menge Bass-Soli.