Eine häufige Reparatur in der Basswerkstatt ist der Einbau eines neuen Stachels. Oft muss dafür das Stachelloch nachgearbeitet werden, denn selten stimmen Durchmesser und Konus der alten und der neuen Stachelbirne überein. Beim Nacharbeiten wird Material abgetragen – logischerweise kann die neue Birne also nur größer und nie kleiner sein als die alte. Und wenn diese Reparatur zur schon häufiger gemacht wurde, steht man mitunter vor dem Problem, gar keine ausreichend große Birne beschaffen zum können.
Ein häufiger Geigenbauer-Trick ist das Auffüttern die Birne mit Sandpapier … aber damit stößt man schnell an Grenzen. Traditionell wird in so einem Fall das Stachelloch ausgebuchst, also ein Drehteil aus Holz eingeleimt, das den selben Konus wie das Loch aufweist. Dann wird neu gebohrt, das Loch mit der Reibahle konisch ausgerieben und die Stachelbirne erneut eingepasst. Oft ist ein Ausbuchser auch die einzige Möglichkeit, wenn das Loch schief gebohrt wurde, der Stachel nicht richtig gerade sitzt und komplett neu eingepasst werden muss.
3D-Drucker eröffnen hier aber neue Möglichkeiten. 3D-Drucker funktionieren ähnlich wie CNC-Fräsmaschinen – nur eben umgekehrt herum. Wo eine computergestütze Fräsmaschine alles Holz (oder Metall), das nicht zum digital entworfenen Objekt gehört, destruktiv wegfräst, baut ein 3D-Drucker das Objekt Schicht für Schicht aus dem Nichts, oder besser gesagt aus feinen Linien von erhitztem, flüssigen Kunststoff, auf.
John Haines-Eitzen und Rob Anzellotti haben zusammen ein Stacheldesign konzipiert, das keine konische, sondern eine zylindrische Birne verfügt. Die Anpassung an die verschieden großen Stachellöcher erfolgt dabei über Kunststoffhülsen, die in verschiedenen Größen auf dem 3D-Drucker angefertigt werden. Sofern das Stachelloch nicht aus anderen Gründen nachbearbeitet werden muss, setzt man einfach eine annähernd passende Hülse ein, kürzt sie mit einer Säge passend ein und kann dann den Stachel einsetzen. Solange der Konus stimmt, lässt sich dieser Stachel also in alle Bässe einbauen, egal wie groß das bereits vorhandene Stachelloch ist: Nicht der Bass wird angepasst, sondern die Hülse passend ausgedruckt.
Besonders interessant ist dieser Ansatz für alle Geigenbauer*innen, die keine passende (und teure) Kontrabass-Reibahle in ihrer Werkstatt haben. Oder Bassist*innen, die keine Werkstatt in der Nähe haben und einen Stachel selbst austauschen möchten.