Heute gibt es mal einen Fernsehtipp: Am Sonntag, 26. Februar um 22:40 sendet Arte „eine filmische Reise durch 400 Jahre europäische Saitengeschichte“. Die Dokumentation ist ab 25.2. auch in der Arte Mediathek zu sehen:
Wir erschauern, wenn bei einer Auktion ein Spitzenpreis für eine Stradivari- oder Guarneri-Violine erzielt wird. Drehen wir das Rad der Zeit um 400 Jahre zurück, dann werden wir überrascht sein. “Die Geige wurde um die Saiten gebaut” ist ein überlieferter Satz aus dieser Zeit. In der Saite lag das Vollkommen-Natürliche, der “göttliche Klang”. Die Saiten wurden nach streng geheim gehaltenen Rezepturen gefertigt. Die Saitenproduzenten in den Bergdörfern der Abruzzen arbeiteten im Auftrag von Rom und des Vatikans. In anderen Ländern versuchte man vergeblich, die Qualität der italienischen Saiten zu erreichen. Diese wurden deshalb zum wichtigen Handelsgut, das Rom und dem Vatikan enorme Einnahmen bescherte. Ab dem Dreißigjährigen Krieg verhängte Rom über die reformierten Länder immer wieder Saitenembargos. Noch im 19. Jahrhundert reiste Paganini mit einer versteckten Kiste durch Europa. Sie enthielt die besonderen Saiten zum Verkauf an so manchen sehnsüchtig wartenden Musiker.
Die Dokumentation folgt dem italienischen Chemiker Mimmo Peruffo in das alte Bergdorf Salle, wo er in den 1990erJahren Informationen von den letzten Saitenmachern über das Saitengeheimnis erhielt. Mit dem Cellisten Claudio Ronco begann der Chemiker mit dem Nachbau. Sie benötigten drei Jahrzehnte, bis Saiten entstanden, die in den Klangeigenschaften eine weitgehende Anlehnung an die “corde divine” darstellten. Heute ist die Nachfrage steigend. Musikausübende suchen verstärkt nach dem besonderen, alten Klang. Was diesen Klang ausmacht, ist eine der Überraschungen dieser an Unerwartetem reichhaltigen Dokumentation, in der auch Paganinis Geist seinen Platz findet.