Kontrabassbauer Max Hoyer

Dieser Tage habe ich mal wieder einen Kontrabass aus der Werkstatt von Max Hoyer auf der Werkbank. Max (Paul) Hoyer (*1883) stammte aus Markneukirchen und hatte seine Werkstatt ab den späten 1940ern in Wehen (heute: Taunusstein-Wehen), also auf der meiner Werkstatt genau gegenüberliegenden Seite des Hohen Taunus. In Wehen hatten sich nach dem Krieg einige Instrumentenmacher aus dem westböhmischen-vogtländischen Musikwinkel neu angesiedelt. Auch in der Wehener Werkstatt des Gitarrenbauers Hopf wurden damals zahlreiche Kontrabässe gebaut.

Die Werkstatt wurde ab 1961 von Kurt Hoyer weitergeführt. Ich erinnere mich an eine Begegnung mit ihm in den 1990ern, als er als Gast auf ein Konzert kam. Mit mir in der Band spielte auch ein Gitarrenbauer, der bei Hopf Geselle gewesen war. Er kannte Kurt Hoyer und stellte uns einander vor. Zu diesem Zeitpunkt war Hoyer bereits im Ruhestand, aber er überlegte einen Moment, ob er meinen Bass wiedererkannte. Inzwischen weiß ich, dass der Bass, den ich damals spielte, aus tschechischer Produktion stammt.

Hoyers Produktpalette war sehr breit, vermutlich hat Hoyer sehr viele Bässe gebaut. Ich habe viele einfache (Schüler-)Instrumente kennengelernt, meist halbmassiv gebaut, aber auch tolle „Konzert- und Solistenbäse“, für die er sich auf dem Zettel rühmt. Manche seiner Bässe, ich nehme an nur die hochwertigeren, hat Hoyer mit einem Brandstempel auf dem Boden unterhalb des Blättchens gekennzeichnet. Viele Bässe hat er auch an andere Geigenbauer geliefert, die sie dann unter ihrem eigenen Namen verkauften. Oft sind diese Bässe aber dennoch als Hoyer-Bässe identifizierbar, denn außer dem Zettel des Wiederverkäufers klebt etwas versteckt innen auf der Decke, kurz über dem Stachelklotz, auch ein Hoyer-Zettel.

Auf dem Foto sieht man einen Riss, der vom Untersattel durch den Zettel hindurch bis zum Stimmstock geht. Ursache für den Riss ist vermutlich ein zu passgenau sitzender Untersattel, der die Decke an dieser Stelle auseinander gedrückt hat. Aus diesem Grund achte ich immer darauf, dass ein Untersattel nie exakt in die Aussparung der Decke passt, sondern immer auf beiden Seiten etwas Luft hat. Für diesen halbmassiven Bass kommt die Maßnahme allerdings zu spät: er bekommt jetzt erst mal ein Stimmfutter.

Kurt (Otto) Hoyer (*1925) führte die Werkstatt seines Vaters Max (Paul) Hoyer nach 1961 weiter – er verwendete später eigene Zettel, jedoch den selben (Max Hoyer) Brandstempel.
Der Name Hoyer ist im Vogtland und im Instrumentenbau recht häufig, er hat seinen Ursprung in der Berufsbezeichnung des Bergbau-„Hauers“. Bereits ab 1929 war ein weiterer Kurt (Reinhardt) Hoyer als „Lauten- und Geigenbauer“ in Mannheim ansässig. Auch Max Hoyer hat noch einen gleichaltrigen Namensvetter in Markneukirchen, der ebenfalls Geigenbauer war.

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