Kürzlich brachte unser Pianist seinen Kontrabass mit zur Probe, und bat mich, ein paar Schönheitsreparaturen vorzunehmen und den Bass klanglich etwas zu „pimpen“. Der Bass ist mutmaßlich osteuropäischer Provenienz, vollmassiv, und weist zwei Auffälligkeiten auf.
Rein äußerlich springt einem sofort die lebhafte Flammung ins Auge. Aber bei näherer Betrachtung wird schnell klar: hier war nicht Mutter Natur am Werk, sondern Pinsel und Farbe. Echte Flammen, die im Holz durch standortbedingten Wimmerwuchs entstehen, erkennt man daran, dass unter wechselnden Blickwinkeln ein räumlicher Eindruck entsteht, ähnlich einem Hologramm. Aufgemalte Flammen hingegen lassen diese Tiefe vermissen.
Eine weitere Eigentümlichkeit weist dieser Bass im Inneren auf. Im Bereich des Stimmstocks wurde im Boden eine Mischung aus Balken und Stimmfutter „stehen gelassen“. Diese Verdickung wurde beim Schnitzen der Bodenwölbung mit abfallenden Flanken bis an die Mittelfuge heranreichend ausgearbeitet.
Häufiger anzutreffen ist ein Stimmfutter (eine aufgeleimte, meist runde geformte Verstärkung aus Holz) im Bereich Decke – als Reparatur, um das Fichtenholz z. B. nach einem Stimmriss zu verstärken, oder bei Sperrholzbässen, um den Klang mehr Fokus zu geben. Bodenbalken sind bei Bässen mit Flachboden Standard, aber auch manche gewölbte Böden weisen solche über die gesamte Breite aufgeleimte Balken auf.
Wie sich dieser „halbe“ Bodenbalken wohl auf den Klang auswirkt? Zumindest das Stimmstocksetzen erleichtert die ebene Fläche etwas …
Noch ´ne Version: nachgemachte Flammungen habe ich auch schon gesehen, die (natürlich vor der Lackierung etc.) mit einem erhitzten Eisenstab o. ä. leicht in die Oberfläche des Holzes eingebrannt waren. In allen Fällen kann man solche Imitationen sicherlich auch noch daran erkennen, daß es in der Zeichnung der (unbehandelten) Innenseite des Holzes keine Entsprechungen zur Außenseite gibt. Im Übrigen ist es offenbar auch hierbei so (wie auf vielen anderen Gebieten ;-), daß die Imitatoren ihre Stilisierungen meist ziemlich “dick auftragen”. Gerade bei relativ preisgünstigen Instrumenten mit lebhaft geflammten Ahorn-Elementen sollte man genau hinschauen.