Neulich im Jazzkeller …

Frankfurt ist ja, wie jeder weiß, eine multikulturelle Stadt. Und so kommen mitunter auch ganz exotische Instrumente die Treppe hinab in den Jazzkeller gestolpert. Für interessante Klangfarben sorgten gestern zum Beispiel afrikanische Kora (eine Kürbisharfe) und indische Tablas (so ’ne Art Trommel). Faszinierend fand ich, wie die Tablas mit einem kleinen Hämmerchen und runden Keilen sorgfältig gestimmt wurden. Aber die nicht unerhebliche Zeit, die man dafür braucht, steht irgendwie im Missverhältnis zur harmonischen Einsetzbarkeit dieser Instrumente. Immer nur F-Dur/d-moll … das wär’ mir auf die Dauer doch zu öde. Um hier mal den Sarrazin zu geben: unser guter alter Kontrabass ist da doch etliche Entwicklungsschritte weiter, evolutionär betrachtet!

4 opinions on “Neulich im Jazzkeller …”

  1. Die HR BigBand ist hier in Frankfurt auf dem Jazzfestival mal mit Gamelan-Orchester aufgetreten. Ich fand’s ziemlich anstrengend, ums mal vorsichtig zu sagen. Mein Sohn, damals 7 Jahre oder so, war auch dabei. Er musste dann mal aufs Klo, und als wir selbiges aufgesucht hatten, stellte sich heraus, das er kotzen musste. Der Festivalabend war damit für mich gelaufen. Nunja, hat jetzt nicht unbedingt miteinander zu tun, aber ich erinnere mich immer daran, wenn ich das Wort Gamelan höre oder lese 😉

  2. Hallo Jonas.

    im Prinzip schliesse ich mich Sigi Busch an, möchte aber noch einpaar andere Kommentare dazu geben.
    So stimmen die Pauker (im Orchester nicht in der Schule!) ihre Instrumente auch recht lang, wenn sie es ordentlich machen (z.B. vor einem Konzert). Im Prinzip sind Tablas auch kleine Pauken mit ein paar Spezialitäten, wie dem schwarzen Fleck, einer speziellen Masse, die den Grundton hervorhebt wie auch höhere Partialschwinungen. Obertöne gibt es eigentlich nicht nur harmonische und weniger harmonische Teiltöne, die man im rein harmonischen Fall auch Obertöne nennt. Exakt ist das Verhältnis aber bei akustisch erzeugten Schwinungen nie, allenfalls nahe dran.

    Die Tabla besteht insgesamt aus zwei Trommeln, die kleine Tabla (so nennt man meines Wissens nach beide Trommeln zusammen als auch die kleine allein) und die Baya oder Bayan, die größere der beiden, die mit der linken Hand gespielt wird. Bei diese wird durch Druck mit dem Handgelenk die Tonhöhe auch verändert, man kann fast schon kleine Melodien spielen (ca eine Quarte bis Quinte TOnumfang). Die Stimmung der kleineren ist fest, aber das muss ja nicht der Grundton sein. Quinte geht auch immer gut oder ein Skalenton.

    Das Problem dürfte eher die Kora und die traditionelle Spielweise sein. Trilok Gurtu spielt ja auch mit allen möglichen Jazzmusikern, zwar seltener Tabla, aber hin und wieder durchaus. Ich habe mal ein Konzert mit Rainer Brüninghaus (keyboards), Hugo Read (Sax) und Trilok Gurtu (perc.) gesehen in dem er in fast jedem Stück Tabla (mind. Baya) (über Mikro verstärkt) gespielt hat, wenn auch nicht ausschliesslich.

    Man muss sich eben auf die Möglichkeiten der anderen Musiker einstellen und das ist in der kurzen Zeit auf einer Jam-Session nicht ganz einfach, wenn die instrumenten-/kulturtypische Musik nicht auf der erlernten Musikbasis funktioniert (Stil ist hier wohl nicht ganz passend). Ist auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Hintergrundwissens/Einfühlungsvermögens (in Kombination).

    Noch schlimmer wird es übrigens, wenn Du mal mit einem Gamelan-Ensemble spielen willst. Da ist die (richtige!) Stimmung sehr von unser temperierten oder auch reinen Quint-/Terz-Stimmung verschieden. Jedes Orchester hat auch noch seine eigene Stimmung. Harmonik im europäischen Sinne gibt es da dann natürlich auch nicht.
    Die arabische Musik ist stimmungsmäßig auch nicht ohne, es gibt zu ihr tatsächlich eine ausführliche Musiktheorie.

    Eine “World Music” als Stil gibt es eigentlich nicht. Da wird viel in einen Topf geworfen und manchmal klingt es dann auch so…

    Man sollte sich übrigens nicht gezwungen fühlen das alles auch selbst zu machen oder zu können. Jeder soll das machen was er kann und will. Man ändert sich ohnehin sein Leben lang und wenn es mal in die Richtung geht, gut und wenn nicht, auch gut.

    Als Bassist hat man übrigens (sofern einen das Akkordinstrument durch offene Akkorde unterstützt oder man mangels eines solchen freie Bahn hat) die Möglichkeit im “normalen” Jazz durch andere Basstöne Stücke zu reharmonisieren. Sollte man aber nicht ohne (theoretische und praktische) Übung in einer Session probieren, damit habe ich früher einmal den Zorn einiger eher traditionell orientierter Profis auf mich gezogen. Jüngere Jazzer auf dem Trip waren allerdings sehr begeistert.
    YMMV, wie der anglophile gern sagt…
    Ich war zu der Zeit bei Chris Beier, einem Nürnberger Jazzpianisten, der bei Rainer Glas seine wie ich finde recht interessante Theorie als Buchreihe veröffentlicht hat. Gibt es meines Wissens noch immer dort und auch Kurse gibt es jährlich wieder in Erlangen soweit ich mich erinnern kann.
    Bei Chris liegt der Schwerpunkt auf der Ableitung von Akkorden über Obertöne (ja, ich weiss was ich eben gesagt habe…), andere Theoretiker reharmonisieren skaleneigen, klingt eben anders. Kann man natürlich auch kombinieren.

    “Es gibt keinen Fortschritt, nur Veränderung…”

    In diesem Sinne,

    Jörg Spix

  3. Auf diesen Beitrag wurde ich schon mehrfach irritiert angesprochen, deswegen eine kleine Klarstellung:
    Ich habe gar nichts gegen Tablas – ich finde den Klang im Gegenteil sogar sehr angenehm. Mein eigentlicher „Kritik-“punkt ist: an diesem Abend waren Kora und Tablas die Ursache, dass wir recht lange auf D-Moll-Ostinati festgelegt waren. Das war der kleinste harmonische gemeinsame Nenner, den Tabla, Kora und wir anderen fanden, und Dm ist mir den ganzen Abend über aber einfach zu blöd. Ich spiele lieber Changes, und genieße die harmonische Abwechslung.
    Dennoch finde ich es aber auch immer toll, wenn Gastmusiker bei der Session hinzu stoßen. Dazu ist ja eine Session da. Das (selbst) ein Kontrabass mehr harmonische Möglichkeiten hat als Tablas hat auch weniger mit der Evolution dieser Instrumente zu tun, sondern eher mit deren Funktion. Das Augenzwinkern kommt im Text aber wohl nicht rüber.
    Man könnte mir obendrein durchaus mit Recht vorhalten, dass ich selbst ja nicht in de Lage war, mich rhythmisch auf den indischen Kollegen einzustellen (bzw. mitzuhalten) und die Sache wenigstens damit interessant zu machen …
    alle Tabla- und Kora-Liebhaber bzw. -Spieler mögen mir also den lästernden Tonfall nachsehen.

  4. Lieber Jonas,
    Du weisst, ich schätze Deinen Kontrabassbrief sehr. Ich lese ihn jedesmal mit sehr viel Freude. Nur dieses Mal ist mir etwas sehr sauer aufgestossen:
    Deine Bemerkung über die Tabla. Ich kann kaum glauben, dass das ernst gemeint war. In diesem indischen Instrument stecken 2000 Jahre Musik. Nun kommt es natürlich darauf an, wer die Tablas spielt. Ich habe in Indien Ali Akbar Khan (den Tabla Spieler, nicht den Sarod Spieler) gehört (zusammen mit Ravi Shankar). Das war phantastisch! Natürlich spielt in der indischen Musik das Element Harmonie nur sehr bedingt eine Rolle – aber die Rhythmen! Mann o Mann!
    Sollte das wirklich eine indische Tabla (eigentlich sind es zwei Trommeln) gewesen sein sollte, dann hast Du Herrn Sarrazin um Längen übertroffen!
    Ich weiss alerdings auch, dass sich in unseren Gefilden ein paar schändliche Scharlatane umtreiben. Ich empfehle daher das Anhören von echten Könnern. Um einen wirklichen Eindruck zu bekommen, sieh Dir mal diese Video auf You Tube an.
    http://www.youtube.com/watch?v=TmhMWW_w0Js&feature=related
    Nix für ungut.
    Sigi Busch

    P.S.
    Aufgrund der Obertonstruktur eines D Pedaltones kann man auch ein oder mehrere Stücke in D Dur spielen. Es gibt auch so etwas wie Pedal Harmonie, wie. z.B. die ersten acht Takte von Green Dolphin Street. Über ein Pedal kann man auch Akkorde in Stufen rücken wie z.B. bei “When Lights Are Low” Auch ein D Bordun über F Blues Changes ist reizvoll, oder auch “Softly…” mit einem D Tonika Pedal Wie sagen doch unsere amerikanischen “Lehrmeister”? (besonders der aus Louisville/Kentucky): “Be creative”.
    Oder mit meinen Worten in denglisch: “It´s time to open the musical horizon…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert