Die Bassschule „Upright Bass Primer “ von Andy Hohwald, erschienen im amerikanischen Verlag Watch&Learn, Inc., richtet sich an Kontrabass-Anfänger aus dem Bereich Bluegrass/Folk. Viel Auswahl an spezialisierten Schulwerken hat man in diesem Bereich nicht, aber um es vorweg zu nehmen: schließen kann der „Primer “ diese Lücke nicht.
Das Heft kommt mit CD daher, und zusätzlich gibt es auch eine DVD mit Videomaterial. Den Anspruch „The Most Complete Beginning Upright Bass Method Available“ kann das Werk dennoch nicht ansatzweise einlösen. Es beginnt schon auf den Titel: ihn ziert ein Foto eines alten Kay-Basses – dass der Steg auf dem Foto verrutscht ist und schräg auf der Decke steht, ist ja noch verzeihlich, aber auch ”Introduction to Upright Bass Guitar“ ist da zu lesen. Wie bitte? Die Lust, mir das Rezensions-Exemplar näher anzuschauen, erlischt schlagartig. Dennoch kämpfe ich mich etwas vor. Auf Seite 4 erklärt der Autor, dass der Daumen der rechten Hand nicht unter das Griffbrett rutschen darf. Warum eigentlich nicht? Eigentümlich finde ich auch die Drei-Finger-Technik, die er propagiert. Zum Greifen sollen Zeige-, Mittel- und Ringfinger benutzt werde; die Abbildungen (und die DVD) zeigen einen eingerollten kleinen Finger. Oje …
Einzig ein Satz findet meine ungeteilte Zustimmung – ich würde ihn aber durchaus noch weiter fassen: ”If you wish to learn how to read music, consult your local music store for a good book or ask a music teacher“.
Und dann liest man noch auf der abgebildeten Seite 7: “In this couse we will use the ring and the middle fingers because they are typically the strongest.” Wie soll ich das verstehen? Benutzt er im ganzen buch nur Ring- und Mittelfinger der linken Hand? Das ist ja eine sehr praktische Technik…
Mich stört auch gar nicht, wenn jemand so spielt. Da bin ich gänzlich undogmatisch. Bei Schulen und Anleitungen sieht es aber anders aus. Auch wenn der Autor seine Drei-Finger-Methode vorteilhaft findet, sollte er dennoch darauf hinweisen, dass die Mehrheit des Bassisten es anders macht und wo genau der Vorteil seines Ansatzes gegenüber dem herkömmlichen Fingersätzen liegt.
Ein weiteres Beispiel: Er schlägt vor, die (Greif-)Finger flach auf die Saiten zu setzen, nicht eher senkrecht (siehe Foto). Man braucht so aber viel mehr Kraft, und an Vibrato ist so auch nicht zu denken. Das ist richtiggehend kontraproduktiv, was er da vorschlägt! Nicht jeder, der einen außergewöhnlichen Individualstil pflegt, sollte daraus gleich eine Schule machen. Und wenn doch, sollte er es stichhaltig begründen und die Vorteile aufzeigen.
Bei einer Schule ist eben gerade nicht allein entscheident, was vielleicht irgendwann mal hinten rauskommt, sondern auch der Weg dorthin!
Hallo lieber Kollege,
ich kenne das von dir beschriebene Werk leider nicht, aber ich möchte als kleine Seitenarabeske anmerken: Mr. Bass himself Charlie Haden spielt auch mit eingrolltem kleinen Finger.
Ja, diese ollen Bluegrasser sind halt keine Akademiker … :-))
Keep on walking (von mir aus auch swinging), ob mit eingerollten Fingern oder nicht, entscheidend ist doch (und das hatte selbst Helmut Kohl schon erkannt) was hinten heraus kommt.
In diesem Sinne
Mac “The Fat” Bass