Ein oft unbeachteter Bestandteil eines Kontrabasses ist der Saitenhalter. Traditionell wird er aus Ebenholz oder einem Hartholz (Birne, Buche, Ahorn – was halt so rumliegt …) hergestellt. Auch Palisander (Rosewood) oder Buchsbaum (Boxwood) finden Verwendung. Saitenhalter aus Ebenholz sind teurer als solche aus schwarz lackiertem Hartholz – aber nicht in jedem Fall besser. Denn das Gewicht des Saitenhalters spielt eine dämpfende Rolle für die Saiten unterhalb des Steges – und die können den Klang des Basses durchaus signifikant beeinflussen. Manche Bässe klingen mit schwerem, andere mit einem leichten Saitenhalter besser. Zum Glück kann man das leicht ausprobieren – kaum etwas lässt sich am Kontrabass so einfach austauschen wie ein Saitenhalter.
Neben Saitenhaltern aus verschiedenen Hölzern gibt es aber auch solche aus Kunststoff (Wittner) und Aluminium (mit Feinstimmern; vom Saitenhersteller Thomastik). Die Feinstimmer sind übrigens nicht zu verwechseln mit den verschiebbaren Reitern eines „stimmbaren“ Saitenhalters (siehe nebenstehende Abb.). Diese haben die Aufgabe, die Saiten unterhalb des Steges zueinander und zur leeren Saite zu stimmen, um damit Interferenzen zu minimieren und damit u. U. Wolftöne zu zähmen.
Neben dem Material (und damit dem Gewicht) kann aber auch die Form des Saitenhalters den Klang beeinflussen: beim klassischen Saitenhalter werden die Saiten unterhalb des Steges parallel weitergeführt. Dabei liegen die Befestigungspunkte der Saiten außerhalb der Kraftwege, wodurch der Saitenhalter – besonders durch den Zug der äußeren Saiten – seitwärts gedrückt wird. Diese Kraft kann sich hemmend auf die Saitenschwingungen auswirken. Schon bei alten Gamben verwendete man (deswegen?) Saitenhalter, die den Saitenzug auf den Untersattel zentriert fortführen. Heute verwendet Heiner Windelband diese Form auf allen seinen Bässen.
Das Prinzip des zentrierten Saitenzugs greift auch der Marvin Saitenhalter auf. Eigentlich kann man hier kaum noch von einem Saitenhalter sprechen, denn die Saiten werden einzeln in Stahltseile eingehängt und quasi nur verlängert – weniger Masse geht kaum. Weil das so ungewohnt aussieht, wird eine Saitenhalter-Atrappe aus Filz mitgeliefert, die man aufkleben kann. (In Deutschland beim ProBass Verlag zu haben.)
Ebenfalls sehr exotisch kommt der T-förmige Saitenhalter auf Patrick Chartons futuristisch gestalteten B21-Bass daher. „Der Kontrabass für das 21. Jahrhundert“, wie Charton ihn nennt, hat nicht nur eine interessante Form, sondern auch einen abnehmbaren und im Winkel verstellbaren Hals und einen teleskopartig verstellbaren Stimmstock (!). Der Saitenhalter wird in einen Metallstift im Unterklotz eingehängt; einen Untersattel gibt es nicht.
Ein kleines, aber wichtiges Detail ist auch die Befestigung des Saitenhalters. Früher wurden sie mit einer Darmsaite an der Stachelbirne (oder einem seperatem Einhängeknopf im Unterklotz) befestigt. Später wurde es üblich, Messingdraht dafür zu verwenden. Dieser hat jedoch den Nachteil, viel zu steif und unflexibel zu sein. Besser geeignet ist Stahlseil, dass sich mit Quetschhülsen oder speziellen schraubbaren Verbindern befestigen lässt und dem Saitenhalter ein freieres Schwingen ermöglicht. Noch praktischer sind Einhängeseile aus speziellem, dehnungsarmen Synthetik-Material. Es ist noch reißfester und flexibler als Stahlseil, lässt sich jedoch einfach verknoten.
Weitere Links: Gefederter Saitenhalter, Klangoptimierung.