Aufmerksame Lesern haben vielleicht den neuen orange-grüne Button in der Seitenleiste bemerkt: der flattr-Button. flattr ist ein neuer Micropayment-Dienst, der mir heute morgen auf taz.de und fscklog.de aufgefallen ist. flattr ist eine einfache Möglichkeit zur Geldverteilung an Netzinhalte, die man gerne liest, sieht, hört oder nutzt. Bei den klassischen Printmedien wie Zeitung und Magazinen funktioniert die Finanzierung über die Werbeeinahmen und die Verkaufserlöse. Doch im Internet funktioniert das nicht, obwohl der eine oder andere gerne bereit wäre, seiner Wertschätzung auch monetär Ausdruck zu verleihen und für konsumierte Netzinhalte freiwillig etwas zu zahlen. Den meisten ist es aber einfach zu umständlich, sich wegen 20 Cent irgendwo einzuloggen, oder gar eine Banküberweisung auf den Weg zu bringen. Von Sicherheitsaspekten mal ganz abgesehen.
Die neue Idee hinter flattr ist so einfach wie überzeugend: als Mitglied bei flattr (das ich nun bin) zahlt man jeden Monat einen beliebigen Betrag ein, mindestens jedoch 2 €. Gefällt einem eine Website (oder Artikel, Foto, Musikstück, Software, …), so klickt man auf den flattr-Button (sofern vorhanden). Am Ende eines Monats wird der gezahlte Betrag unter allen angeklickten flattr-Empfängern verteilt – hat man z.B. nur einen Artikel für gut befunden, bekommt der Autor die 2 € komplett; hat man 200 angeklickt, bekommt jeder Autor einen Cent. Um all das muss man sich als Konsument aber dann gar nicht kümmern – ein Mausklick genügt jeweils, um jemanden etwas Gutes zu tun.
Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele meiner Lieblingswebsites sich rasch einen flattr-Button zulegen, damit ich mein Geld auch sinnvoll adressieren kann …
(mehr dazu auch hier: Spreeblick)
So. Nach zwei Monaten ein einziger Flattr-Punkt – und zwar von jemandem, mit dem ich quasi „getauscht“ habe, also den ich im Gegenzug auch geflattert habe. Auch wenn das bei taz, fscklog und anderen ganz gut funktionieren mag – für mich ist flattr damit erstmal gescheitert. Was mutmaßlich daran liegt, dass meine Lerserschaft überwiegend nicht selbst bloggt und deswegen nichts mit flattr anzufangen weiß. Vielleicht wird ja irgendwann noch was draus, aber meine flattr-Buttons habe ich wegen Erfolglosigkeit wieder deaktiviert. Ob ich selbst weiterhin noch Blogs flattrn (also beschenken) werde, hängt wohl auch davon ab, wie weit sich das weiter verbereiten wird. Irgendwie habe ich auch keine Lust, immer nur die selben drei Blogs zu flattrn …
Die Gefahr, dass sich Blogger da lediglich untereinander Geld zuschieben, sehen viele. Auch ich … . Tatsächlich würde das flattr zum Scheitern verurteilen – nur wenn auch reine Konsumenten mitmachen, wird dich die Idee durchsetzen (und auch Nachahmer auf den Plan rufen). Aber flattr ist ja auch für Musiker, Softwareentwickler und alle anderen interessant, die Content ohne Kassenhäuschen im Internet bereitstellen – insofern sehe ich da ein gewisses Potential.
Die Kettenbrief-Gefahr sehe ich nicht so akut: wer verdienen will, muss ja auch ausgeben. Nur kassieren ohne zu geben ist bei Flattr nicht vorgesehen. Was nicht bedeutet, dass die Einnahmen nicht auch die Ausgaben übersteigen könnten – schließlich soll das System auch dazu dienen, frei verfügbaren Content in Netz zu refinanzieren.
Originelle Sache – danke für den Hinweis.
Nach einiger Lektüre (auch der flattr-Geschäftsbedingungen) und der Abwicklung der (recht umständlichen) Registrierungs-Arie habe ich gestern zweien meiner Websites auch mal einen flattr-Button verpaßt. Ein paar Euro zum Ausprobieren einzusetzen kam mir zwar nicht übertrieben vor, aber ich rechne damit, daß ich meine 2 Euro allenfalls mit Jemandem hin und her tauschen werde. Wie wär´s, Jonas? Ich habe schon mal den Anfang gemacht 🙂
Einnahmen haben jedenfalls die Betreiber (und PayPal) – denn was wäre es, falls das Ganze keine weitere Popularität erlangen sollte? Es würde (mich, jedenfalls) dann an eine Art Kettenbrief-System erinnern, bei dem auch immer nur der Initiator gewinnt.
Trotzdem und wie gesagt: ich persönlich finde die flattr-Idee originell genug, um mal mitzumachen.