Gestern trat unser-Star-für-Oslo Lena mit ihrer Band in der Frankfurter Festhalle auf. Bassist Nico Brandenburg, der auf der Tour nicht nur E-Bass, sondern überwiegend einen Kontrabass spielt, kam am Nachmittag spontan bei uns vorbei (die Mainzer Landstraße ist ja auch gleich um die Ecke). Und lud mich in die Festhalle ein. Nun wird es niemanden überraschen, dass ich bis dahin das Lena-Konzert nicht in meiner Wochenendplanung hatte … und so alleine inmitten vermutlich ziemlich juvenilen Publikums? Aber meine Lieblings-Saxophonistin, die auch stets gerne beim Eurovision Song Contest vorm Fernseher mitfiebert, mag Lena („Die ist ja so süß!“), und so fanden wir uns später im ziemlich bunt gemischten Publikum in der Festhalle wieder, um eine Bildungslücke zu schließen. Ich war nämlich noch nie auf einem Konzert in der Festhalle! Größere Jazzkonzerte sind ja meistens in der Alten Oper, und die typischen Festhalle-Konzerte sind für mich eher nichts.
Wir kamen aber etwas zu spät, alle Kassen waren schon zu, und somit hatten die Ticket-Kontrolleure auch keinen Zugriff auf die Gästeliste. Das machte aber nichts: erstaunlicherweise überzeugte sie das Saxophon im Handgepäck von unserer Wahrhaftigkeit, und wir bekamen Einlass. Einfach so. Den Trick muss ich mir merken!
Die Frankfurter Rundschau hatte am morgen ja schon doppelseitig über Lenas Berliner Konzert berichtet, und dabei kein gutes Haar an Lena gelassen: etwas peinlich sei es. Und der Vorrat an Beschützerinstinkt beim Publikum sei aufgebraucht. Fand ich aber nicht. Es war, wie Pop-Konzerte eben sind: viel Lichteffekte, Nebelmaschinen, Videoprojektionen, schwarze Tänzerinnen (in Spermien-Kostümen, wie die FR schrieb – auf die war ich besonders gespannt!). Eigentlich war es so, wie man es aus dem Fernsehen kennt, nur eben viiiel lauter. Immerhin, die mitgebrachten Einweg-Ohrstöpsel (die mal beim Jazzfestival in Moers kostenlos verteilt wurden) brauchte ich gar nicht. Leider war der Sound sehr intransparent und wummerig, obwohl ich in der Nähe des Mischpults stand. Kenner sagten mir später, das läge an der Festhalle, die hätte eben diese miese Akustik. Ich hätte natürlich allzu gerne mehr vom Kontrabass gehört, und wie er sich so macht auf so einer großen Bühne – aber weiter nach vorne habe ich mich dann doch nicht getraut.
Ich glaube, es war einfach nur zu laut – die Hälfte hätte auch gereicht. Aber es war ja schließlich ein Pop-, und kein Jazz-Konzert. Geht wohl nicht anders.
Was uns allerdings in Sachen ESC-Titelverteidigung etwas skeptisch macht, ist das Lied, mit dem Lena antreten wird. Irgendwie scheint das nur aus Intro zu bestehen. Ein B-Teil hätte der Komposition gut getan. (Wir haben da auch schon eine Idee, bei Bedarf kann sich der Komponist gerne melden.)
Übrigens: nach Roger Cicero mit Hervé Jeanne ist Lena mit Nico Brandenburg erneut ein deutscher ESC-Beitrag mit Kontrabass in der Band (und beide spielen auch noch das selbe Fabrikat). Zuvor war ja schon Uwe Frenzel als Kontrabassist von Olli Dittrichs Country-Band Texas Lightning mit in Athen dabei. Keine schlechte Quote für unser Lieblingsinstrument! Das soll uns erstmal ein anderes Land nachmachen. Double Bass: Douze Points!